Private Altersvorsorge: Absichern durch mögliche Erbschaft?
Informationsdefizite, Überforderungen durch Produkt- und Fördervielfalt sowie Geldmangel sind die größten Hemmnisse für eine effektive und passgenaue Altersvorsorge. Aber auch die Erwartung einer Erbschaft hemmt viele, der privaten Vorsorge heute bereits Rechnung zu tragen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA).
Qualität vor Quantität: Für die Studie des DIA zur Altersvorsorge wurden gerade einmal 26 Bundesbürger im Alter von Ende 20 bis Mitte 40 Jahren vom Forschungsinstitut empirica (Berlin) befragt. Allerdings dauerte jedes Interview zirka zwei Stunden. Das Ergebnis: Die Komplexität der Materie und die verwirrende Vielfalt der Förderwege sowie die Furcht vor einer falschen Geldanlage-Entscheidung und eine langfristige Festlegung schrecken vom Abschluss eines Altersvorsorgevertrags ab. Allerdings hat die Unterversorgung auf dem Gebiet der Altersvorsorge in Deutschland noch andere Gründe.
Altersvorsorge: Gerade Akademiker verlassen sich auf Erbschaft
Etwa ein Drittel der Befragten, vor allem Akademiker, gehören zu den “potentiell Unterversorgten”. Das ist einigermaßen überraschend. Aber wo liegt der Grund hierfür? Ganz einfach: Diese Bevölkerungsgruppe vertraut etwa auf Erbschaften und Finanzspritzen der Eltern und weigert sich aufgrund unsicherer beruflicher und familiärer Zukunft, einen Sparvertrag abzuschließen. “Diese Gruppe ist nur mit sehr individuell zugeschnittenen und äußerst flexiblen Sparverträgen zu überzeugen”, folgern die Autoren Ulrich Pfeiffer und Dr. Reiner Braun von empirica.
Testamentseröffnung als Russisch-Roulette für die private Altersvorsorge
Aber genau davor warnt das DIA. Zwar werden mittlerweile jährlich rund 200 Milliarden Euro vererbt. Aber gerade die einkommensschwachen Haushalte erben erfahrungsgemäß wenig oder gar nichts. Grundsätzlich dürften die Erbschaftsvolumina zukünftig auch deutlich geringer ausfallen, da die höhere Lebenserwartung, steigende Konsumfreude der Älteren, höhere Pflegekosten und Eigenbeteiligungen das Vermögen stärker aufzehren werden als in der Vergangenheit. Es wird zahlreiche Fälle geben, bei denen die Testamentseröffnung für die Erben eine große Enttäuschung sein wird.
Tina Gase